Kein Weihnachten ohne Bach

Erneut brilliert das Kulmbacher Kammerorchesters bei seinen beiden Kirchenkonzerten. Es serviert seinem Publikum Altbekanntes zum Entspannen und echte Neuentdeckungen.

Kulmbach - Die großen Weihnachtshits folgen einem schon längst wieder auf Schritt und Tritt. Doch gibt es neben den poppigen Radiodauerbrennern jede Menge ganz andere, tiefgehende, ernste und doch fröhliche Titel passend zum Weihnachtsfest zu entdecken. Einige davon präsentieren seit vielen Jahren das Kulmbacher Kammerorchester und der Trebgaster St.-Johannes-Chor unter Thomas Grünke bei ihren traditionellen Weihnachtskonzerten. Schauplätze am vierten Adventssonntag waren diesmal am Nachmittag die mit rund 400 Zuhörern fast schon ein wenig überfüllte Burghaiger Johanneskirche und am Abend die Kulmbacher Kreuzkirche.

Stimmungsvolle Zusammenstellungen läuteten wieder die Feiertage ein. Auf dem Programm standen Weihnachtsklassiker, Konzerte zum Fest und die schönsten Lieder zur Weihnachtszeit aus den Federn unter anderem von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Giuseppe Paganelli - Letzterer eine echte Entdeckung.

Nicht umsonst gilt die Weihnachtszeit als besinnlichste Zeit des Jahres. Sowie sich das Kalenderjahr dem Ende zuneigt, bieten die Feiertage Zeit für Entspannung und gemütliche Stunden. Neben Geschenketrubel und Weihnachtsgans lässt es sich bei Georg Friedrich Händels “Einzug der Königin von Saba” aus dem Oratorium “Salomo” zur Ruhe kommen. Überaus festlich musiziert das Kammerorchester und läutete so die stimmungsvolle Zusammenschau ein. Der Klangkörper musiziert von Beginn an prägnant, klar und differenziert, vielleicht manchmal etwas zu zaghaft, aber das stört nicht wirklich.

In A-cappella vorgetragenen Chorweisen wie “Nun lasst uns stille werden” der erst vor wenigen Monaten verstorbenen Wetzlarer Chorleiterin Margarete Birkenfeld, oder der polnischen Volksweise “Herr, Du kamst in unsere Armut” zeigte der perfekt einstudierte St.-Johannes-Chor, was er kann. Klangfüllig und ausgewogen verstehen die Sängerinnen und Sänger zu glänzen. Prima ausbalanciert fügen sich die einzelnen Stimmen ineinander, der Chor vereint vorbildlich Klangfülle und kammermusikalische Transparenz.

Ein Höhepunkt des Konzertes war die Einbeziehung der Orgel mit Georg Friedrich Händels Orgelkonzert g-moll op. 4 Nr. 3. Virtuos, ohne aufdringliche Klangkronen lässt Thomas Grünke an der wunderschön klingenden Orgel in Burghaig sanften Charme walten. So klingt die Orgel im Tutti wunderschön mit dem Kammerorchester zusammen, ohne ihre Kontraststellung in den Soloparts aufzugeben. Ebenfalls von Händel hatten die Cellisten des Orchesters das Orgelkonzert mit einer virtuos gespielten Passacaglia eingeleitet.

Hauptwerk des Konzerts war die dreisätzige Sinfonie in F-Dur für Streichorchester, die “Weihnachtssinfonie”, des italienischen spätbarocken Komponisten Giuseppe Paganelli. Obwohl wenig von ihm überliefert ist, wissen wir heute, dass er immerhin zwei Jahre lang in der Region wirkte und einen umfangreichen Schaffenskatalog hinterlassen hatte. Paganelli war 1737 und 1738 Kammermusikmeister der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, seine Frau Johanna wirkte am Hof als Sängerin. Schade eigentlich, dass es nicht mehr von ihm gibt, denn die “Weihnachtssinfonie” macht durchaus Lust darauf. Stilistisch ist Paganellis Musik der Tradition der italienischen Opera Seria sehr nahe, sie verbindet italienische, französische und deutsche Stilelemente. Es ist ein echtes Verdienst von Thomas Grünke, der diese Wiederentdeckung gemacht hat, und natürlich der Musiker des Kammerorchester, die sich mit Witz und großer Spielfreude auf dieses Werk eingelassen haben.

Einer darf in der Auswahl nie fehlen: Johann Sebastian Bach. Bach hat wohl die meisten Weihnachtshits aller Zeiten komponiert. Bekannte Klänge wie der Paul-Gerhardt-Choral “Ich steh an deiner Krippen hier”, der sogar in das Weihnachtsoratorium Einzug gehalten hat, versetzen schließlich auch den letzten Weihnachtsmuffel in festliche Stimmung. Erst dann, wenn diese Weisen ertönen, beginnt die Weihnachtszeit so richtig.

Dazu hatte Dirigent Grünke zusammen mit dem Chor und den Musikern echte Himmelsklänge ausgesucht, wie die mehrsätzige Choralbearbeitung des bekannten Luther-Weihnachtsklassikers “Vom Himmel hoch”, “Brich an o schönes Morgenlicht”, “Uns ist ein Kindlein heut geboren” und am Schluss “Ehre und Preis sei Gott”.

Stephan Herbert Fuchs - Frankenpost